Der afrikanische Philosoph Achille Mbembe fasst in seinem Buch »Kritik der schwarzen Vernunft« (Suhrkamp) die globale gesellschaftliche Entwicklung so zusammen: »Afrika passt sich nicht der Welt an, die Welt wird afrikanisiert«.
Die »Neger« EU-Europas, erläuterte er in einem Interview, seien heute die Griechen. Das Land und die dort unterm Diktat internationaler Konzerne, Brüssels und Berlins geschaffene Verelendung und Massenarbeitslosigkeit, die Lohnsenkungen und Rentenkürzungenen bei Erhalt der Steuerfreiheit für die Reichsten der Reichen sieht er als Beispiel für eine allgemeine Tendenz: Heute sind Milliarden Menschen gezwungen, ihre Arbeitskraft nicht nur zu verkaufen, sondern sie auch buchstäblich jederzeit zur Verfügung zu halten. Die Zahl derjenigen, die ohne Schutzrechte einem ökonomischen Willkürregime ausgeliefert sind, nimmt stetig zu. Faktisch, so Mbembe, haben sie den Status von Sklaven. Dafür aber waren in der neueren europäischen und nordamerikanischen Geschichte, im bisherigen Kapitalismus in erster Linie Afrikaner vorgesehen. Das ändert sich im Zeichen neokolonialer Kriege, von Demokratie- und Sozialabbau seit dem Ende der Sowjetunion: Alle Arbeitenden weltweit werden in diesem Sinn »afrikanisiert«.
Afrika rückt in den Mittelpunkt des Weltgeschehens – in mehrfacher Hinsicht. Der ökonomische Kampf um die Ressourcen des Kontinents ist in vollem Gang. 130 Milliarden US-Dollar sogenannter Entwicklungshilfe gehen jährlich in ärmere Länder, eine Billion US-Dollar fließen aus ihnen aber pro Jahr illegal ab - vor allem aus Afrika.
Die Zeit ist reif für eine afrikanische, lateinamerikanische oder asiatische Theorie einer kommenden Revolution. Die Anzeichen mehren sich, dass in der Bevölkerung dieser Kontinente, unter deren Politikern und Wissenschaftlern viel in Bewegung kommt. Aus all diesen Gründen ist Afrika Schwerpunkt der XXIII. Internationalen Rosa-Luxemburg-Konferenz.